Seit vielen Jahren haben die funktionelle Medizin und Anti-Aging-Ärzte die Bedeutung vollständiger Schilddrüsentests erkannt und deshalb bereits in ihr diagnostisches Konzept eingebaut. Die Bestimmung der Werte von TSH sowie der Schilddrüsenhormone T4 und T3 allein reichen nicht aus.

Schilddrüsenstatus: mehr als T4 & T3

Der komplette Schilddrüsenstatus umfasst die folgenden Parameter:

Weitere Schilddrüsenwerte: TBG, TRH/TRF

Darüber hinaus können weitere Schilddrüsenwerte hilfreich sein, um die Schilddrüsenfunktion beim Patienten zu optimieren. Ein Bespiel hierfür ist das Schilddrüsen-bindende Globulin (TBG), welches ein Maß für die gespeicherten Hormone der Schilddrüse darstellt. TBG wird von der Leber produziert. Bei den verschiedensten Krankheiten, insbesondere aber bei Lebererkrankungen, verändert sich die Menge seiner Produktion. Auch einige Medikamente können sich nachteilig auswirken: So kann zum Beispiel die Verwendung von exogenem Östrogen die TBG-Werte erhöhen.

Des Weiteren kann bei der Analyse der Schilddrüsenfunktion hilfreich sein, die Thyreo­tropinwerte zu untersuchen  (Thyreotropin releasing-Hormon/TRH oder auch Thyreotropin releasing-Faktor/TRF genannt). Dieses Hormon wird vom Hypothalamus produziert und stimuliert die Freisetzung von TSH und Prolak­tin aus der Hypophyse.

Die Bedeutung von Reverse T3 (rT3)

Ein weiterer wichtiger Schilddrüsentest untersucht das Reverse T3 (rT3), einer biologisch inaktiven Form von T3. Wenn die Leber T4 zu T3 konvertiert, erzeugt sie dabei auch einen Teil Reverse T3. Der Körper wandelt T4 in rT3 um, um überschüs­siges T4, das nicht mehr benötigt wird, zu beseitigen. Andererseits hemmt aber erhöhtes rT3 die Umwandlung von T4 zu T3 – ein möglicher Teufelskreis bei falscher T4-Substitution.

fT3 und rT3 besetzen dieselben Rezeptorstellen. Jedoch wird T3 den Rezeptor dabei aktivieren, rT3 aber nicht. Bei einer hohen rT3-Produktion kann der Patient auch dann, wenn die Werte normal erscheinen, Symptome einer Hypothyreose aufweisen. Hoch-normale oder erhöhte rT3-Werte können deshalb eine verminderte Schilddrüsenfunktion anzeigen. Häu­fig ist dies auch Folge einer mitochondrialen Dysfunktion. Folglich kann jeder Krankheitsprozess, der mit einer mitochondrialen Dysfunktion assoziiert ist, mit hoch-normalen oder erhöhten rT3-Werten assozi­iert sein, so zum Beispiel:

Hoch-normale oder erhöhte rT3-Werte sind eine der besten Messungen zur Feststellung eines regel­rechten Schilddrüsentransports in die Zelle. Wie kann man ein hoch-normales oder erhöhtes rT3-Niveau optimieren?

Optimierung bei hoch-normalem oder erhöhtem rT3-Niveau

Da sich rT3 aus der Konversion von T4 ableitet, verringert man die T4-Dosis oder setzt das T4 (L-Thyroxin) ganz ab. Man kann dem Patienten jetzt kleine Dosen von T3 (Thybon) oder ein Kombinationspräparat, bestehend aus T4 und T3 (Novothyral), geben. Dies senkt das TSH und damit die Produktion von T4 durch die Schild­drüse und folglich die unerwünschte Umwandlung von T4 in rT3. Darüber hinaus kann die Substitution auch mit Thyreoidea sicca erfolgen: Man beginnt zum Beispiel mit 20 pg Threogland morgens und ergänzt mittags mit 10 pg. Es muss langsam hochtitriert werden!

Auch Stressabbau ist wichtig, da chronischer Stress Cortisol im Körper erhöht. Dies wiederum verringert die Umwandlung von T4 zu T3 und kann zu einem Anstieg von rT3 führen.

Wenn vorhanden, müssen sowohl Selen- als auch Jodmangel behandelt werden. Füllen Sie auch den Eisenspeicher auf, wenn Ihre Eisenwerte niedrig sind: Niedrige Eisenspiegel können mit hohen rT3-Werten assoziiert sein. Die Behandlung möglicher Infektionen ist ebenfalls wichtig. Vermindern Sie außerdem die Exposition gegenüber Umweltgiften wie chemischen Schadstoffen, Pestiziden, Quecksilber oder Fluorid.

Schließlich muss das zugrunde liegende mitochondriale Problem behandelt werden. Tanken Sie folglich die Mitochondrien mit Nährstoffen (Dosen für erwachsene Patienten mit normaler Nieren- und Leberfunktion):

  • Magnesiumglycinat: 400-600 mg
  • D-Ribose: 15-30 g
  • L-Camitin: 2000 mg
  • Coenzym Q10: 200-400 mg
  • NADH: 10 mg 2x täglich
  • Alpha-Liponsäure: 300-400 mg