Natürliches Progesteron ist das Gestagen der ersten Wahl: Kein anderes Hormon unterstützt gleichzeitig so viele wichtige gesundheitsregulierende Prozesse unseres Körpers auf so komplexe Weise.

Natürliches Progesteron hat vielfältige Wirkungen

Die vielseitige Wirkung von natürlichem Progesteron auf den Körper und die Seele der Frau wurde lange Zeit vollkommen unterschätzt, weil der Großteil der Forschung an synthetischen Progesteronen durchgeführt und der Wert des bioidentischen Progesterons lange nicht erkannt wurde. Dabei greift gerade bioidentisches  Progesteron entscheidend in den gesamten weiblichen und männlichen Organismus ein. Das Spektrum seiner Wirkung reicht von der Sicherung der Fortpflanzung über gesundheits- und immunstimulierende Effekte bis hin zur Erhaltung von Kraft und Vitalität.

Im medizinischen Sprachgebrauch wird das körpereigene Progesteron oft als Gestagen bezeichnet, während synthetische Gestagene Progestagene oder Progestine genannt werden. Dies führt häufig zu Verwirrungen bis hin zu der falschen Annahme, man könne natürliches Progesteron mit synthetischen Gestagenen gleichsetzen. Dabei unterscheiden sich synthetische Gestagene in ihrer molekularen Struktur zum Teil erheblich vom natürlichen Progesteron. So weisen synthetische Gestagene auch nicht das breite biologische Wirkspektrum von bioidentischem Progesteron auf. Dafür zeigen sie aber deutlich mehr Nebenwirkungen.

Behandlung mit natürlichem Progesteron

Entsprechend der verschiedenen Möglichkeiten einer gestörten Balance im weiblichen Hormonsystem sind die Anwendungsoptionen des natürlichen und bioidentischen Progesterons vielfältig. Sie reichen von Blutungsstörungen bei jungen Frauen bis hin zur kombinierten Hormonersatztherapie bei Wechseljahresbeschwerden.

Natürliches, mikronisiertes Progesteron ist dabei genauso effektiv wie synthetische Gestagene und bewirkt einen sicheren Schutz der Gebärmutterschleimhaut. Verglichen mit synthetischen Gestagenen wirkt Progesteron aber stoffwechselneutral: Blutgerinnung, Fettstoffwechsel, Blutzucker und Blutdruck werden nicht negativ beeinflusst, wie das bei synthetischen Gestagenen der Fall ist.

Deshalb empfehlen wir Frauen mit intakter Gebärmutter bei therapiebedürftigen klimakterischen Beschwerden natürliches Progesteron als Gestagen der ersten Wahl in Kombination mit einem transdermalen Östradiol/Östriol-Dosiergel.

Jüngste Studien lassen aufhorchen

Erst kürzlich wurden die Ergebnisse einer großen Untersuchung des französischen nationalen Gesundheitsinstituts bekannt. In einer siebenjährigen Studie mit fast 70.000 Frauen wurde festgestellt: Natürliches mikronisiertes Progesteron bewirkte auch bei längerfristiger Anwendung als einziges Gestagen kein gesteigertes Brustkrebsrisiko. Am höchsten was das Risiko hingegen bei einer Kombination mit synthetischen Gestagenen. Wurden allerdings transdermal verabreichte Östrogene in Kombination mit natürlichem Progesteron angewandt, so fiel das Brustkrebsrisiko nicht höher aus als bei jenen Frauen, die gar keine Hormone zuführten.

Art und Dauer der Anwendung

Natürliches, mikronisiertes Progesteron zur kombinierten Hormonersatztherapie wird als transdermales Gel oder Creme verabreicht. Die Tagesdosis entspricht 25–75 mg. Aufgrund der schlaffördernden Wirkung empfiehlt es sich gerade auch bei Schlafstörungen, die Progesteroncreme vor dem Zubettgehen einzunehmen.

Die Einnahme beginnt mit dem 11. Tag nach der Periode und wird dann über 14 Tage fortgesetzt. Wir verwenden eine bestimmte Sequenz von bioidentischen Hormonen, die den normalen Zyklus der Frau imitieren: Wir beginnen also in den ersten 14 Tagen mit einer Kombination von Östradiol und Östriol im Verhältnis von 20 % Östradiol zu 80 % Östriol, ab Tag 11 nach Beginn der Östradiol/Östriol-Behandlung beginnt die Progesteronapplikation.

Das Wunderhormon Progesteron hat diverse wichtige Funktionen

Progesteron besitzt in dieser Kombination eine ganze Reihe wichtiger Effekte auf unterschiedliche Organe. Die größte Bedeutung kommt der günstigen Wirkung auf Knochen, Haut und Gehirn zu, die man als positiven Zusatzeffekt der Ersatztherapie mit bioidentischen Hormonen nutzen kann. Progesteron wirkt außerdem osteoprotektiv, das heißt es stimuliert die Regeneration von Knochenmasse.

Auch die Haut wird durch Progesteron positiv beeinflusst: Sie wird glatter und schöner. In den Schichten der Lederhaut befinden sich besonders viele Kollagenfasern, Elastin und Hyaluronsäure – Substanzen, die die Haut glätten und stabilisieren. In den Wechseljahren gehen pro Jahr etwa fünf Prozent dieser hautstraffenden Substanzen verloren. Diesen Prozess kann man mit Progesteron aufhalten, denn das Hormon unterdrückt bestimmte Enzyme, die für den Gewebe- und Kollagenabbau verantwortlich sind. Progesteron ist zudem in der Lage, die Zellteilungsrate zu verlangsamen.

Daneben hat Progesteron eine diuretische Wirkung, es fördert also die Wasserausscheidung. Deutlich wird dieser Effekt bei Neigungen zu Wassereinlagerungen und Brustspannen. Im Gehirn entwickelt Progesteron seine Wirkung durch die Bindung an spezielle Rezeptoren. Es wirkt dadurch beruhigend, angstlösend und hat einen günstigen Einfluss auf Schlafstörungen und die Schlafqualität. Progesteron wird daher auch gern als Neurohormon bezeichnet. Nach den jüngsten Ergebnissen einer Schlafstudie des Max-Planck-Instituts nehmen die Wachzeiten bei der abendlichen Einnahme von natürlichem Progesteron im ersten Drittel des Nachtschlafes um 30 % ab. Die für den Körper so wichtigen Traumphasen nehmen dagegen sogar zu.

Beratung zur Hormonersatztherapie

In unserer Hormonsprechstunde beraten wir Sie gerne, wie in Ihrem Fall eine  Hormonersatztherapie aussehen könnte. Ebenso informieren wir Sie gerne, wie Sie auch als Tumorpatient ohne Risiko die positive Wirkung von Progesteron nutzen können.k