Bisher glaubten wir, dass eine Schrumpfung des Gehirns mit zunehmendem Alter unvermeidlich und vor allem unumkehrbar sei. Jüngste Forschungen aber haben gezeigt, dass auch Hirnzellen sich regenerieren können: Die Aminosäure Taurin spielt eine wichtige Rolle dabei, neue Gehirnzellen zu schaffen. Das weckt die Hoffnung auf eine Besserung bei neurologischen Erkrankungen.

Taurin stimuliert das Wachstum neuer Gehirnzellen

Taurin stimuliert das Wachstum von Gehirnzellen durch die Aktivierung „schlafender“ Stammzellen und erhöht dadurch auch die Überlebensrate dieser neuen Neuronen. Das führt zu einem zahlenmäßigen Anstieg adulter Gehirnzellen.[note]Lit. 1-3[/note]

Taurin hat einzigartige biochemische Eigenschaften, die für die Bildung neuer Gehirnzellen besonders wichtig sind[note]Lit. 4, 5[/note]: Wenn Taurin-defiziente Gehirnzellen in Kultur gezüchtet werden, kommt es nach Zusetzen von Taurin zu einem starken Wachstum von neuen Zellen. Tierstudien zeigen, dass Taurin die Bildung neuer Gehirnzellen fördert, besonders in den Bereichen, die eine bedeutende Rolle für das Gedächtnis spielen[note]Lit. 1,6[/note]. Diese positive Beeinflussung besonders des Hippocampus kann zu einer dramatischen Verbesserung von Kognition und Gedächtnis sowie Erinnerungsvermögen führen.[note]Lit. 7,8[/note]

Zusätzlich zu diesen Vorteilen für unser Gehirn steigert Taurin auch die Herzfunktion und reduziert Arteriosklerose sowie die negativen Auswirkungen des metabolischen Syndroms.[note.]Lit. 11-16[/note] Es ist daher nicht verwunderlich, dass diese positiven Wirkungen von Metformin unterstützt werden: Taurin und Metformin sind ein wirkungsvolles Duo.[note]Lit. 17[/note]

Da die Taurinwerte mit zunehmendem Alter deutlich absinken, werden Gehirn, Herz, Nieren und Nerven immer weniger regenerationsfähig. Das kann zu den bekannten Alterskrankheiten führen.[note]Lit. 1,6,18[/note] Der im Alter auftretende Taurinmangel stellt deshalb eine echte Bedrohung für unsere Gesundheit dar. Die gute Nachricht aber ist, dass Taurin ein preiswertes Nahrungsergänzungsmittel ist. Somit kann jeder von seinem Potenzial profitieren, die degenerativen Prozesse zu verlangsamen oder umzukehren.

Wirkmechanismen von Taurin

Dass Taurin das Wachstum von Gehirnzellen fördert, ist auf mehrere Mechanismen zurückzuführen, nämlich zum einen auf die Verbesserung der Mitochondrienfunktion; zum anderen auf die Aktivierung von Genen, die für die normale Proliferation, das Überleben und die Energiebildung zuständig sind; sowie schließlich auch auf die Blockierung chemischer Signale, welche die Regeneration der Nervenzellen hemmen.

Neben dem Wachstum neuer Gehirnzellen fördert Taurin auch die Bildung von Neuriten. Das sind Zellen, die den Gehirnzellen helfen, miteinander zu kommunizieren. Neuriten maximieren die Verbindungen zwischen den Zellen, entlang derer elektrische Impulse fließen. Damit unterstützen sie unser Gedächtnis, unsere Wahrnehmung und unser Fühlen und Denken. Im Laufe der Zeit können die Neuriten jedoch durch chemische Belastungen und Giftstoffe beschädigt werden, sodass sie bei älteren Menschen häufig zu den bekannten Alterskrankheiten beitragen.[note]Lit. 24[/note]

Eine Laborstudie ergab, dass Taurin die Nerven gegen chemische Belastungen schützen kann.[note]Lit. 25[/note] Die Erkenntnis, dass Taurin auch geschädigte Gehirnzellen regenerieren kann, ist revolutionär! Sie gibt Anlass, über die Behandlungsmöglichkeiten bei altersbedingten neurodegenerativen Erkrankungen anders zu denken als bisher.[note]Lit. 26, 27[/note]

Taurin bei neurodegenerativen Erkrankungen

Bei zwei spezifischen Erkrankungen wurde der Nutzen von Taurin bereits nachgewiesen, nämlich bei der Parkinson-Krankheit und bei Depressionen.[note]Lit. 22, 28[/note] Untersuchungen am Menschen zeigten, dass der Taurin-Plasmaspiegel bei Patienten mit Parkinson stark erniedrigt sind. Das deutet darauf hin, dass Taurin potenziell an der Entstehung der Krankheit beteiligt ist, möglicherweise aber auch einen Beitrag bei der Behandlung leisten kann.[note]Lit. 28[/note]

Das Problem eines niedrigen Taurin-Plasmaspiegels wird dadurch weiter verstärkt, dass für die Standardbehandlung der Symptome bei Parkinson häufig das Medikament Levodopa eingesetzt wird. Dieses führt zu einer weiteren Taurin-Verarmung.[note]Lit. 28[/note] Für Parkinson-Patienten ist es daher sehr wichtig, ihre Ernährung mit Taurin zu ergänzen.

Auch für Menschen, die unter Depressionen leiden, eignet sich die Supplementation mit dieser vielseitigen Aminosäure.[note]Lit. 22[/note] Depressionen kommen besonders häufig bei Diabetikern vor. Es wird angenommen, dass starke Blutzuckerschwankungen an der Entstehung von Depressionen und neurodegenerativen Erkrankungen wie Alzheimer beteiligt sind.[note]Lit. 29-31[/note] In Versuchen mit Ratten konnte eine Taurin-Supplementierung bei diabetischen Tieren deren depressiv-ähnliche Verhaltensweisen verbessern. Bei Diabetikern verbessert Taurin außerdem auch die Funktion der Neurotransmitter, was zu einem verbesserten Kurzzeitgedächtnis führt.[note]Lit. 32[/note]

Zusammenfassung

  1. Taurin ist eine freie Aminosäure, die bei der Verlangsamung altersbedingter Degenerationsprozesse, vor allem im zentralen Nerven- und Herz-Kreislauf-System, von entscheidender Bedeutung ist.
  2. Laboruntersuchungen zeigen, dass Taurin sogar das Wachstum und die Verbindung neuer Gehirnzellen fördern kann. Damit kann also die bereits verloren geglaubte Funktion des Gehirns bei älteren Menschen wiederhergestellt werden.
  3. Der Taurinspiegel sinkt mit zunehmendem Alter ebenso wie bei metabolischen und neurologischen Erkrankungen. Die Supplementierung mit Taurin zeigt aber in Tier- und auch in Humanstudien die Verlangsamung der altersbedingten Effekte.
  4. Laboruntersuchungen zeigen außerdem dramatische Verbesserungen in der Wahrnehmungs- und Gedächtnisleistung bei der Supplementierung mit Taurin. Auch bei der Entwicklung und Behandlung von Parkinson kann sich die Nahrungsergänzung mit der Aminosäure Taurin positiv auswirken.
  5. Die Supplementierung erhöht die Herzfunktion und reduziert Arteriosklerose, beide verantwortlich für den frühen Tod durch Herzerkrankungen oder Schlaganfall.
  6. Auch Patienten mit metabolischem Syndrom können von der Ergänzung mit Taurin profitieren, da diese das hierdurch erhöhte kardiovaskuläre Risiko reduziert.

 

Literatur

beim Verfasser