Zecken sind nicht nur lästige, sondern auch hochgefährliche Blutsauger: Sie können uns mit Krankheitserregern infizieren, die sie in die Stichwunde absondern. Der Mensch hat vor allem zwei Erkrankungen zu fürchten: zum einen die durch Viren übertragene Frühsommer-Meningoenzephalitis oder kurz FSME; und zum anderen die Lyme-Borreliose, die durch Bakterien, die Borrelien, ausgelöst wird.
Borreliose kommt – im Gegensatz zu FSME – weltweit fast überall vor. Borreliose gilt als nicht-ansteckend, obwohl sich in jüngster Zeit Beobachtungen mehren, dass sie eventuell sexuell übertragbar sein könnte. Nach bisherigen Erkenntnissen wird sie jedoch meist nur durch Zeckenbisse und Bluttransfusionen übertragen. Es gibt zudem auch die Ansicht, dass eine Infektion auch durch Stechmücken und Stechfliegen (Bremsen, besonders in der Nähe von Kuhweiden) möglich ist: Auch in ihnen wurden bereits Borrelien gefunden.
Borreliose: eine durch Zecken übertragene Infektionskrankheit
Borreliose ist die häufigste durch Zecken übertragene Infektionskrankheit. Schätzungen gehen von 80.000 bis 100.000 Neuinfektionen pro Jahr alleine in Deutschland aus. Genaue Statistiken gibt es aber nicht, die tatsächliche Zahl könnte also noch weitaus höher liegen. Neue wissenschaftliche Untersuchungen legen nahe, dass auch „Volkskrankheiten“ wie Arthritis und Herzschwäche Spätfolgen eines Zeckenbisses sein könnten.
Das einzige klare Zeichen einer akuten Borrelieninfektion ist eine Entzündung der Haut, die sich ringförmig um den Zeckenstich ausbreitet. Leider tritt diese „Wanderröte“ (Erythema migrans) aber oft nicht auf. Gleichzeitig werden die sonstigen, anfangs oft nur milden Symptome der Infektion wie Abgeschlagenheit, Müdigkeit, leichtes Fieber, Gelenk- oder Kopfschmerzen meist als Zeichen einer einfachen Erkältung oder eines grippalen Infekts fehlgedeutet. Derart verkannt und übersehen, kann sich die Infektion deshalb über Monate oder sogar Jahre hinweg zur chronischen Lyme-Borreliose auswachsen.
Lyme-Borreliose – eine multisystemische Krankheit
Das Leiden, das mit der Lyme-Borreliose einhergeht, äußert sich in vielerlei Beschwerden:
- schubweise wiederkehrende Entzündungen einzelner Gelenke
- Missempfindungen oder Taubheit peripherer Nerven
- Nervenschmerzen
- Herzrhythmusstörungen
- Brennen auf oder unter der Haut
- „Kalte“, schlecht durchblutete Hautpartien besonders im Schulterbereich
- ständige Müdigkeit
- Rückenschmerzen
- Lähmungen
- Starke Kopfschmerzen
- Schwindelgefühle
- Hautrötungen
- Zittern (Tremor)
- Kurzatmigkeit
- Aggressionen
- Depressionen
- Beklemmungen ähnlich wie bei Angina pectoris
Deshalb spricht man bei der Lyme-Borreliose auch von einer multisystemischen Erkrankung.
Gelegentlich treten auch schwerste Behinderungen auf, die an multiple Sklerose oder amyotrophe Lateralsklerose (ALS) denken lassen.
Was ist eine chronische Borreliose?
Eine „chronische Borreliose“, nicht zu verwechseln mit der Lyme-Borreliose, ist eine schwelende Infektion, wobei sich die Borrelien intrazellulär angesiedelt haben oder an Stellen befinden, die für Antibiotika nicht oder nur schwer zugänglich sind. Die vielfältigen Symptome entstehen durch die chronische Entzündung und die dadurch bedingte Freisetzung von inflammatorischen Zytokinen, aber auch durch die chronische Produktion von Toxinen und Neurotoxinen, welche die Borrelien selbst produzieren.
Die Laborwerte sind zu diesem Zeitpunkt unklar und können häufig nicht bei der Klärung helfen, ob die Krankheit noch aktiv oder schon abgeheilt ist. Fakt ist aber, dass man zum Zeitpunkt der klinischen Diagnose „chronische Borreliose“ davon ausgehen muss, dass sich noch immer Borrelien im Körper befinden und weiterhin Unheil anrichten. Leider ist die sehr ernste und extrem unangenehme Krankheit bei vielen Ärzten und Patienten noch so wenig bekannt, dass die Gefahr einer Fehldiagnose und einer unzureichenden Therapie sehr groß ist.
Einen sicheren Laborteststandard gibt es bisher nicht, alle Tests sind extrem fehleranfällig.
Die Liste von Fehldiagnosen ist lang.
Statt Borreliose zu diagnostizieren, werden oft diverse andere Krankheiten scheinbar festgestellt:
- Fibromyalgie
- chronisches Müdigkeitssyndrom
- psychosomatische Beschwerden
- Arthritis
- multiple Sklerose
- chronische Mononukleose
- Alzheimer
- Candidiasis
- Lupus
- Hypoglykämie
- Parkinsonsche Krankheit
Die Liste ließe sich weiter fortführen. Im Extremfall können die Patienten nach einer solchen Fehldiagnose im Rollstuhl landen.
Keine optimale Standardtherapie für Borreliose
Eine optimale Standardtherapie oder ein wirklich erfolgreiches Medikament für die Behandlung von Borreliose existiert bis heute nicht. Auch heute werden immer noch standardmäßig verschiedene Antibiotika eingesetzt, die aber in den seltensten Fällen erfolgreich sind, um die Krankheit dauerhaft zu bessern.
Neue wissenschaftliche Erkenntnisse sprechen von einer Rückfallquote von 75 Prozent bei den mit konventionellen Antibiotikatherapien behandelten Patienten, die schon länger an Borreliose leiden. Untersuchungen bestätigen immer wieder, dass bei allen chronischen Borreliose-Patienten weiterhin eine unzureichend therapierte aktive Infektion vorliegt, auch wenn sie durch Labortests nicht immer nachgewiesen werden kann.
Eine andere Theorie vermutet, dass die Borrelien in eine zystische Form übergehen, in der sie vom Immunsystem und von Antibiotika nicht erreicht werden können und bei der auch alle Tests versagen. Man nimmt an, dass Bakterien nicht beliebig lange in dieser zystischen Form überleben können und irgendwann degenerieren und absterben, wenn sie die Form wegen einer anhaltenden Antibiotikatherapie nicht wieder wechseln können. Dies würde die Therapieerfolge bei sehr langer antibiotischer Behandlung (über Monate oder Jahre) erklären, über die gelegentlich berichtet wird.
Es lässt sich hier also festhalten, dass die Antibiotikatherapie bei der chronischen Borreliose deshalb nicht wirkt, weil die Borrelien intrazellulär liegen oder an schlecht durchbluteten Stellen wie Ligamenten, Gelenkkapseln etc. Außerdem teilen die Borrelien sich sehr langsam, was eine effektive Antibiotikatherapie ebenfalls deutlich erschwert.
Borreliose: erfolgreiche Therapie mit Hyperthermie und Antibiotika augmentierter Thermoeradikation
Wir haben vor circa 15 Jahren die Antibiotika augmentierte Thermaeradikation (AAT) der Borreliose inauguriert. Bis heute konnten wir vielen hundert Patient damit helfen. Wie die Therapie funktioniert, erkläre ich weiter unten.
Dadurch, dass die Antibiotikatherapie nicht oder nur wenig wirksam ist, ist es auch nicht zielführend, die Dauer der Behandlung mit Antibiotika schlicht zu verlängern. Tatsächlich kann die lang anhaltende Antibiotikatherapie aber großen Schaden im Körper anrichten, zum Beispiel durch die Zerstörung der Darmflora, durch die Lähmung des Immunsystem und durch Schwermetallbelastungen wie Aluminium.
Dennoch unterstützen die Krankenkassen aber noch immer nur die wenig wirksame Antibiotikatherapie, nicht aber die AAT. Dabei ist die AAT effektiver, weniger belastend und letztendlich auch billiger: Denn sie tötet häufig die Borrelien so ab, dass keine Entzündung mehr vorliegt und keine Toxine mehr freigesetzt werden. Dadurch verschwinden viele Symptome über Nacht und die Patienten haben die Möglichkeit, mit entsprechender medizinischer Unterstützung wieder vollständig zu genesen.
Ein effektives Therapieprotokoll
Die Therapie, die das Gesunden letztlich ermöglicht, muss nach der Antibiotika augmentierten Thermoeradikation (AAT) individuell auf den Patienten abgestimmt werden. Sehr wichtig ist dabei die Stärkung des Immunsystems, damit der Genesungsprozess weiter gefördert wird und unnötige Reinfektionsprobleme vermieden werden. Ebenso wichtig ist eine lang anhaltende Detoxifikation von Schwermetallen und organischen Giften.
Wir haben hierfür in den letzten Jahrzehnten ein sehr effektives Therapieprotokoll entwickelt: Auf die Anwendung der AAT als erstem Schritt folgt zwingend eine langfristige individuelle Rehabilitation bis zur „restitutio ad integrum“, also zur vollständigen Heilung.
Die medizinische Forschung steht bei Borreliose noch am Anfang. Deshalb scheint eine intensivere Auseinandersetzung der Wissenschaft mit dieser Krankheit dringend notwendig – vor allem deshalb, weil wahrscheinlich noch mehr Menschen als bisher angenommen von ihr betroffen sind.
Durchführung und wissenschaftliche Grundlagen der AAT
Dr. Simon, ein Forscher für Immunbiologie am Max-Planck-Institut, hat bestätigt, dass Borrelien in vitro weder Hitze noch höhere Konzentrationen an Sauerstoff vertragen: Die optimale Wachstumstemperatur für die Bakterien beträgt im Labor 36 ° C, bei höheren Temperaturen verschlechtert sich die Anzucht. Borrelien sind also sehr thermolabil, egal welcher Gattung sie angehören. Das bedeutet, dass die Borrelien mit einer umso höheren Wahrscheinlichkeit absterben, je höher die Temperatur ist – egal wo sie sich im Körper aufhalten.
Bei 41,6 °C sterben die Bakterien nach zwei Stunden vollständig ab. Deshalb ist das genau die Temperatur und die Dauer, die wir bei der Ganzkörperhyperthermie erreichen. Dies ist der entscheidende Punkt der Antibiotika augmentierten Thermoeradikation, denn Temperaturen darunter sind insuffizient und führen häufig zu einer Verschlechterung der Krankheit: Bei niedrigen Temperaturen sterben Borrelien nicht ab, sondern vermehren sich und setzen größere Mengen an Toxinen frei.
Das bestätigen auch einige Patienten mit chronischer Borreliose. Sie berichten, dass sie heiße Bäder nur schlecht vertragen, weil sich dadurch die Symptome wieder verschlechtern. Weiterhin ist bekannt und auch wissenschaftlich belegt, dass die Wirkung von Antibiotika mit steigernder Temperatur effektiver wird. Pro Grad Celsius lässt sie sich um dem Faktor 16 steigern. Deshalb kann eine simultan zur Ganzkörperhyperthermie verabreichte Antibiose synergistisch wirken und die Thermoeradikation vervollständigen, ohne die Toxizität zu erhöhen, da die Antibiose dann nur kurzfristig eingesetzt werden muss.
Heilung durch Antibiotika augmentierte Thermoeradikation
Unsere langjährige Erfahrung zeigt, dass nur zwei solche Behandlungen notwendig sind, um einen dauerhaften und klinisch nachweisbaren Effekt zu erzielen. Für viele Patienten ging nach einer zweimaligen AAT ein jahrelanges Leiden zu Ende! Damit hat die AAT, also eine mit einer Ganzkörperhyperthermie und Sauerstofftherapie gekoppelte Antibiotikatherapie, die größten Erfolgsaussichten auf eine Heilung.
Viele Betroffene leiden gleichzeitig an persistierenden Virenerkrankungen wie Epstein-Barr oder Herpes, aber auch an Co-Infektionen, die eventuell gleichzeitig therapiert werden müssen. In unserem derzeitigen Therapieprotokoll wird das berücksichtigt. Ebenso sollte unbedingt auf die durch Zecken übertragenen Erreger Ehrlichia, Bartonella und Babesia geprüft werden, denn sie können eine Borreliose-Erkrankung verschlimmern.
Da wir hart gearbeitet haben, um ein solches Therapiekonzept zu entwickeln, konnten wir in den letzten Jahren viel Erfahrung sammeln. Wir sind deshalb überzeugt, dass die AAT plus der Klinik St. Georg derzeit die beste und effektivste Therapie für die chronische Borreliose darstellt.